GeologieGips-Gestein aus der Keuperzeit(1) Gips ist ein Mineral mit der Komposition CaSO₄ x 2H₂O. Meerwasser hat in der geologischen Gegenwart einen Anteil von Gips kann sich zuerst auch als wasserfreier Anhydrit bilden oder das Wasser bei zunehmender Gesteinsauflast abspalten. Zumeist erfolgt die Umwandlung zum Gips erst bei der erneuten Freilegung und der dabei möglichen Wasseraufnahme. Dabei kommt es zur Vergrößerung des Volumens und Quellungen, die zu deutlichen Verbiegungen einzelner Lagen füh­ren kön­nen. In der Bucht von Neustadt/Aisch trifft man in frischen oder tiefer in den Berg gehenden Anschnitten große Bereiche von Anhydrit an. Schichtverbiegungen infolge der Umwandlung in Gips sind daher häufig zu beobachten - nicht nur an Aufschlusswänden, sondern auch an Gebäuden, in den an Anhydrit reiche Quader verarbeitet wurden. (2) Der fränkische Gipskeuper Die mächtigen Gipslagen im Bereich der Talböden werden in der Region traditionell als Grundgips bezeichnet. Kleinere und unregelmässiger eingelagerte Gipsvorkommen sind auch in höheren Formationen, insbesondere den Estherienschichten und den Lehrbergschichten zu finden ("Berggips"). Die in mehreren Formationen auftretenden Gipsvorkommen waren auch der Anlass, diesen Abschnitt der Keuperformation (vom Grenzdolomit bis hinauf zu den Lehrbergschichten) unter der Bezeichnung Gipskeuper zusammenzufassen. In der modernen Nomenklatur wird der Untere Gipskeuper (Grenzdolomit- Estherienschichten) als Grabfeld-Formation zusammengefasst. (3) Der Grundgips ist vor ca. 237-238 Millionen Jahren zur Zeit des Keupers entstanden. Die Lage der Kontinente war zu jener Zeit deutlich anders als heute. So gab es noch keinen Nordatlantik, der Europa und Nordamerika getrennt hätte. Weite Bereiche Deutschlands und Polens waren Teil einer als Germanisches Becken bezeichneten kontinentalen Inland-Senke. In diese Inland-Senke konnte das Meer wiederholt von Süden her vordringen. Der unter dem Grundgips liegende Grenzdolomit ist die Ablagerung eines solchen Meeresvorstoßes, der Grundgips entstand beim Rückzug und der folgenden Abschnürung. Reste von Fischen und Meeressauriern (Nothosaurus) belegen die Herkunft des Gipses aus einem solchen verdunsteten Meeresvorstoß. Abdrücke von Nadelhölzern (Windsheimer Ähren) sind vom umliegenden Festland eingeschwemmt worden. (4) Weitere Verschüttung der Landschaft In der Folgezeit wurde der Gips von jüngeren Sedimenten begraben. Nach der Zeit des Gipskeupers folgten zunächst die mächtigen Lagen des Sandsteinkeupers. Dessen abtragungsresistente Gesteine sind auf den höheren Bergen der Umgebung noch erhalten. Nach der Trias wurde die Region schließlich vom Jurameer eingenommen und weiter mit mächtigen Abfolgen von Tonsteinen und Karbonatgesteinen eingedeckt. Als sich das Meer am Ende der Jurazeit vor ca. 150 Millionen Jahren zurückzog, war unser Standort von mehr als 600 m Gestein überdeckt. (5) Die natürliche Freilegung des Gipskeupers Nach dem Rückzug des Jurameers setzte die Abtragung der zuvor abgelagerten Gesteinsfolge ein. Dabei entstand auch die Bucht von Neustadt/Aisch, in der schließlich auch der Gipskeuper freigelegt wurde. Gips hat die Ritzhärte 2 und ist daher schon mit dem Fingernagel ritzbar. Trotz dieser geringen Gesteinshärte erscheint der Gips im Vergleich zu den ihn überlagernden bunten Tonsteinen und Mergeln insgesamt relativ stabil, da er sich nicht wie diese bei starken Niederschlägen einfach abschwemmen lässt. Der Schwachpunkt ist hingegen die gute Wasserlöslichkeit. Wäre der Gips schon länger diesen Lösungsprozessen ausgesetzt, hätten Grundwasser und Bäche bereits viel mehr davon weggetragen. Kalkulationen gehen davon aus, dass in dieser Weise jeden Tag ca. 25 Tonnen Gips die Bucht verlassen. (6) Gipskarst bietet Trocken-Standorte Gips hat zwischen den das Gestein aufbauenden Kristallen keine offenen Porenräume, die Wasser aufnehmen und - verzögert - auch wieder abgeben könnten. Niederschlagswasser kann daher nur entlang von Rissen und Klüften in das Gestein eindringen. Aufgrund der guten Löslichkeit werden diese Risse aber bald so erweitert, dass Wasser rasch und ungehindert durchlaufen kann. Sofern der Gips über dem lokalen Grundwasserspiegel liegt, ist das Gestein wegen dieser raschen Wasserabfuhr Grundlage für relativ trockene Standorte - in Hinblick auf die Steppenheide-Flora eine notwendige Voraussetzung. Angesichts der guten Löslichkeit des Gesteins sind Gipshügel geologisch betrachtet nur kurzzeitige Erscheinungen. Sie sind noch nicht aufgelöste Reste der Grundgips-Formation, sind aber schon von Auslaugungs- und Einbruchsformen gezeichnet. In nicht zu ferner Zukunft wird der Gips völlig verschwunden sein, ohne irgendwelche Zeugnisse zu hinterlassen. |